Die Diskussion über Gleichstromversorgung im Rechenzentrum läuft mittlerweile seit über einem Jahrzehnt. Die Argumentation für Gleichstrom im Rechenzentrum ist einfach auf einen Nenner zu bringen – er reduziert die Anzahl der Leistungsumwandlungen zwischen dem Stromnetz und dem Server, vereinfacht die Stromversorgungskette und reduziert potenzielle Fehlerpunkte. Befürworter von Gleichstrom kämpfen seit Jahren gegen die Trägheit und Bewegungslosigkeit der Branche zu diesem Thema und deren Bevorzugung von Wechselstrom an. Alle Komponenten eines typischen Rechenzentrums sind auf Wechselstrom ausgelegt, darunter insbesondere auch die Server.
Aber was wäre, wenn das keine Rolle mehr spielen würde?
Seit einigen Jahren nutzen Rechenzentren in China bereits eine 240 V Gleichstromversorgung mit nur minimalen Anpassungen der verwendeten Ausrüstung oder Architektur. Sie verwenden ganz einfach 200 VDC für ihre Standard-Blade-Server – und es funktioniert. Das liegt zwar außerhalb der Betriebsparameter, aber die Unternehmen waren dazu bereit, um die Effizienz ihrer Anlagen zu verbessern. Und dabei handelt es sich nicht um isolierte, Versuchs- oder Pilotprojekte. In den letzten Jahren hat Vertiv Gleichstromversorgungsgeschäfte in Höhe von mehr als 30 Millionen US-Dollar für verschiedenste Projekte mit Rechenzentrumskunden in China abgeschlossen. Das ist natürlich nur ein Bruchteil des globalen Marktes für Rechenzentren, reicht aber aus, um zu demonstrieren, dass das Interesse an der Gleichstromversorgung weiterhin real ist und wahrscheinlich noch weiter steigen wird.
Aber nicht nur China ist im Wandel. Die Telekommunikationsbranche hat die Gleichstromversorgung vor einem Jahrhundert als primäre Architektur übernommen und heutige Telekommunikationseinrichtungen sind nahezu überall auf der Welt auf Gleichstrom angewiesen. Aber diese Einrichtungen entwickeln sich auf eine andere Art und Weise weiter – traditionelle Telekommunikationszentralen werden zunehmend zu reinen Rechenzentren. Diese Einrichtungen bleiben der Gleichstromversorgung zwar grundsätzlich treu, entwickeln sich aber immer mehr in Richtung Unternehmensrechenzentrum.
Das Open Compute Project ist ein weiterer Innovationstreiber. Es ist kein Geheimnis, dass Teilnehmer auf dem Markt nach Möglichkeiten suchen, die traditionelle Wechselstrom-USV aus der Infrastrukturkette zu eliminieren. Und Gleichstrom gehört zu den Alternativen, die hierbei gezielt erforscht werden. Das Ziel dabei ist es, den Strom direkt vom Netz zum Rack zu führen, wobei eine Umwandlung in einem Gleichstromversorgungssystem ein einzelnes Rack oder einer Gruppe von Racks unterstützt.
Jahrelang gab es mehr Diskussionen über Gleichstrom in Rechenzentren als reale Umsetzungsaktivitäten. Aber die neue Bewegung in China, die von Telekommunikationsunternehmen und über Open Compute angetrieben wird, ist real und zeigt erste positive Auswirkungen auf diese Diskussion. Es ist unwahrscheinlich, dass Gleichstrom jemals Wechselstrom als primäre Energiequelle im Rechenzentrum ersetzen wird. Aber seine Vorteile – einfachere Integration mit alternativen Stromquellen, Isolierung vom Stromnetz, natürliche Kompatibilität in Mikrogrids, verringerte Stromumwandlungen und Fehlerstellen – erklären zumindest diesen Aufwärtstrend.
Was halten Sie von der Gleichstromversorgung im Rechenzentrum?